Wer im Süden Österreichs die Kleine Zeitung vom Ostersonntag aufgeschlagen hat, wird überrascht gewesen sein: Ein Künstler und Kabarettist bringt mit wenigen Worten Zusammenhänge auf den Punkt, die für einige unserer Kolleginnen und Kollegen aus dem Juristenstand noch immer ein Buch mit sieben Siegeln zu sein scheinen. Die Rede ist von Christian Hölbling alias „Helfried“, der unter dem Titel „Ein Irrglaube, dass etwas gratis ist“ pointiert zu einem der Kernthemen modernen Datenschutzes Stellung nimmt.

Er weist darauf hin, dass der moderne, ungeduldige Konsument von einem Recht ausgeht, geistige Inhalte im vollen Umfang, sofort und am besten gratis zu bekommen. Dass die Anbieter solcher Inhalte den Konsumenten aber keine Geschenke machen, erkennt Hölbling zurecht. Ist in der Wirtschaft nämlich etwas billig oder gar gratis, so ist dafür entweder jemand anderes ausgebeutet worden oder die Leistung ist in Wirklichkeit nicht gratis, sondern wird mit etwas anderem als Geld bezahlt, nämlich mit höchstpersönlichen Daten.

Genau dieses Phänomen hat es Konzernen wie Google und Facebook ermöglicht, relativ kurz nach ihrer Gründung bereits zu den wertvollsten Unternehmen der Welt zu zählen. Während die Gesetzgebungsorgane der Europäischen Union seit Jahren über eine Richtlinie beraten, die dem Handel mit personenbezogenen Daten endlich einen rechtlichen Rahmen geben soll, gehen viele Internetnutzer nach wie vor davon aus, die von Ihnen genutzten Dienste wie Googles Suchmaschine oder Betriebssystem Android, wie Facebooks Soziales Netzwerk oder Messengerdienst WhatsApp seien gratis.

Das ist ein Irrtum: Jede Nutzung dieser Dienste führt zu einer immensen Sammlung privater, personenbezogener Daten, die von den betreffenden Unternehmen im Rahmen von Big-Data-Analysen ausgewertet werden, um möglichst perfekte Profile der Internetnutzer zu erhalten. Diese umfassende Kenntnis von Internetnutzern ermöglicht es Konzernen, zielgerichtete Werbung an Online-Werbetreibende zu verkaufen, ja sogar das Verhalten dieser Personen vorherzusagen. Das ist der Quell des kometenhaften Aufstiegs von Konzernen wie Google oder Facebook.

Doch auch vor Unternehmern macht der Gratiswahn nicht halt. Sie nutzen auf ihren Websites Angebote wie Google Maps, Google Webfonts, Google Analytics oder Facebooks Like-Button, um eine komfortablere Websitebedienung zu ermöglichen, um die Besucherströme auf ihrer Website zu messen und um die Auffindbarkeit in den Google-Suchergebnissen zu erhöhen. Gleichzeitig gehört es zum guten Ton, auf Facebooks Sozialem Netzwerk selbst eine Fanseite zu betreiben, um auch dort direkt mit den zahlreichen vertretenen Nutzern in Verbindung treten zu können.

Auch diese Dienstleistungen sind nur scheinbar kostenlos: Tatsächlich bezahlen all diese Unternehmer mit den personenbezogenen Daten ihrer Website- und Fanseiten-Besucher. Sie verwanzen das Netz mit der Tracking-Software von Google und Facebook, damit diese Internetnutzer unerkannt und möglichst flächendeckend während deren Internet-Aufenthalt verfolgen können. Jeder dieser Unternehmer macht sich mitschuldig am Treiben von Google und Facebook. Gerne stehen wir Ihnen unter info@fdld.org mit weiteren Informationen zu diesem Themenkreis zur Verfügung, egal in welcher Rolle sie davon betroffen sind.